Die neue Lust aufs Land


Überall um mich herum erlebe ich eine große Sehnsucht nach Natürlichkeit. Denn am Beginn des 21.Jahrhunderts ist unser Leben allzu sehr durch technische Vorgänge bestimmt. Wir sind vernetzt, verkabelt und immer unterwegs. Alles ist globalisiert, und wir sollen immer erreichbar sein.

Wenn man gärtnert, braucht man all das nicht. Man sät, pflanzt, gießt und hackt. Das wichtigste Werkzeug sind die eigenen Hände. Als Gärtner erleben wir, wie das Leben wirklich funktioniert. Wir wissen, woher die Dinge kommen und wohin sie gehen, und wir sind eingebunden in die Welt, – ganz natürlich und direkt.

Die neue Lust aufs Land ist für mich ein starker Ausdruck unserer Zeit. Eine Gegenbewegung: Ruhe statt Stress. Eingebunden sein statt Egotrip. Einfachheit statt Konsum.

Wir kehren zurück zu unseren Wurzeln: Zu dem was, das Leben wirklich ausmacht.


Zeig mir Deinen Garten

Ein Garten ist ein Stück gezähmter Natur, und jeder für sich ist vollkommen einzigartig, denn jeder Garten ist ein Spiegelbild seines Gärtners: Zeig mir Deinen Garten, und ich kann sehen, wer Du bist.

In den Reportagen habe ich also nicht nur die Gärten kennen gelernt sondern auch die Gärtnerinnen und Gärtner. Ich habe versucht, das Gefühl zu erfassen: Sowohl das des besonderen Ortes als auch die Liebe, mit der die Person ihn gestaltet. Die drei Beispielseiten zeigen die im Buch portätierten Gärtnerinnen und Gärtner: Die Bäuerin Rita Jahner, den Münchner Schriftsteller Max Scharnigg und seine Freundin, die Autorin Julia Strauß und die 86 jährige Frau Lang (von oben).


Was ist das Besondere am Landgarten?

Ich finde: Es ist die Weite. Man ist eingebunden in die Umgebung. Der Garten ist ein Teil der Landschaft.

Wenn ich bei mir auf den Berg hinter dem Haus steige, dann sehe ich das ganze Tal: weite Wiesen, Wald und einen Bach, der sich hindurchschlängelt. Über mir kreisen Greifvögel und am Abend zeigen sich die Rehe. Frau Jahner sieht von ihrem Hof aus die österreichischen Berge und Dunja Kirchner das Meer. Schloss Mahrin ist ein Teil der weiten Landschaft von Mecklenburg-Vorpommern, und die Mußers blicken auf ihre Weinberge.

Ein Garten auf dem Land betont die Wechselbeziehung zwischen außen und innen, zwischen dem, was ich gestalte und dem, was sowieso da ist. Frau Müller nennt es die 'geborgten Blicke’, die in beide Richtungen funktionieren, und die sie durch eine besondere Gestaltung noch betont.

So gibt es keine feste Grenze zwischen innen und außen. Die neuen Pflanzungen von Schloss Marihn wachsen in die Landschaft hinein, und Frau Lang freut sich über jeden Besucher, der am Zaun stehen bleibt und Zeit für ein kleines Schwätzchen hat.

Ein Garten auf dem Land ist durchlässig: für 'wilde’ Tiere und einheimische Pflanzen. Im Gemüsebeet oder im Stall bietet er Platz für die Vielfalt der Nutzpflanzen und Haustiere. Er kann der Erde etwas von dem zurückgeben, was ihr durch die starke Industrialisierung des letzten Jahrhunderts genommen wurde.

Ein Garten auf dem Land kann ein Refugium sein, ein Ort der Entspannung, an dem die Tage langsam und gemütlich vor sich hinplätschern. Ein Ort, an dem Träume wahr werden.

Die Photos sind von Gary Rogers.

Mein Traum vom Landgarten
Gärtnern und genießen auf dem Lande

Callwey Verlag
Gebunden mit Schutzumschlag
176 Seiten, 250 Abbildungen
Format: 23 x 29,7 cm
EUR 29,95 / SFr 43,50
ISBN 978-3-7667-1876-1


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